Therapiezentrum für selbstmordgefährdete und alhoholabhängige
Indianer
Ich bin Evelin Cervenkova und Begründerin der Lakota Oyate Information.
Seit 1997 Jahren setze ich mich für nordamerikanische Indianer, besonders
für Lakota ein. Dabei konnte ich feststellen, dass es im deutschsprachigem Raum
keine einzige Unterstützergruppe gibt, die sich mit solch einem Thema befasst.
Bis jetzt bin ich die Einzige im deutschsprachigen Ländern, die sich dafür
interessiert, dass selbstmordgefährdete und alhoholabhängige Indianer von
indianischen Therapeuten mit Rücksicht auf ihre Kultur behandelt werden.
Die Selbstmordrate der Indianer in den USA ist um ein Vielfaches höher als die
der übrigen USA-Bevölkerung. Es besteht also akuter Handlungsbedarf!
Die folgenden Notizen stammen aus der Dissertation "Psychiatrische Morbidität
bei den Indianern Nordamerikas".
Aus der Psychiatrischen Klinik mit Poliklinik der Universität
Erlangen-Nürnberg
Direktor: Prof. Dr. E. Lungerhausen
Psychiatrische Morbidität bei den Indianern Nordamerikas
Ein Beitrag zur kulturellen Psychiatrie
INAUGUTAL-DISSERTATION
Zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Maria Stöckl aus Tirschenreuth
Tag der mündlichen Prüfung: 12.05.1987
Dekan: Prof. Dr. M. Hofmann
Referent: Prof. Dr. E. Lungerhausen
S. 2)
- Es ist trotz guten Willens nicht immer einfach, die eingefahrenen Bahnen
kulturspezifischer Vorurteile zu verlassen.
- Wechselwirkung: soziales Beziehungsfeld, Akkulturation und psychiatrische Erkrankung
S. 4)
- "What is considered normal in one culture may be considered quite pathological in
other" (Torey 1972) (Was in einer Kultur als normal gilt, kann in einer anderen als
krank erachtet werden.)
- Indianer wurden als kulturell und geistig tiefer stehend betrachtet.
- Gehalt indianischer Philosophie wurde nicht geprüft.
S. 6)
- In einer bestimmten Kultur entwickelte Theorie sind nicht immer auf andere Kulturen
übertragbar.
S. 7)
- Halluzinationen werden bei indianischen Stämmen als normale Ereignisse angesehen und in
der "westlichen" Kultur als krankhaft!
S. 8)
Objektive Orientierung ohne Vorurteile
- erfordert geistige Beweglichkeit und Offenheit.
- erfordert Achtung und Würde jedes Menschen unabhängig von Rasse, Religion und
Zivilisationsgrad.
S. 10)
Mediziner
- versuchen beobachtbare Verhaltens- und Ausdrucksweisen einer fremden Kultur in ein
Schema zu zwängen, das sie von der "westlichen" Ausbildung her kennen.
- Testmethoden wurden entwickelt, welche auf einer völlig anderen Basis beruhen, die
Anwendung an anderen Kulturen führt daher zu zweifelhaften und falschen Ergebnissen!
S. 16)
Indianer und Schamanen
- Therapeuten der indianischen Bevölkerung, die zur Ausübung ihrer Tätigkeit ein mindest
ebenso großes Wissen erwerben müssen, wie "westliche" Mediziner.
- Schamanen werden von Wissenschaftlern der "westlichen" Kultur als schizophren oder
psychisch krank bezeichnet.
S. 17)
- Die indianische Kultur sieht so einen Zustand als Erweiterung des Bewußtseins an.
S. 18)
Reifung zum Schamanen
- Berufung
- Lehre der Stammestraditionen, zahlreiche Lieder, magische Gesänge, körperliche
Prüfungen und Härtetests
S. 19)
Funktion des Schamanen
- Navajo: "hand-trembler" = Funktion des Diagnostikers
- Welches Tabu wurde verletzt?
- Leitet den Patienten an den entsprechenden Schamanen weiter.
- Heilzeremonie dauert wenige Stunden bis viele Tage
- Sandzeichnungen (Heilzeremonie) und Peyote-Zeremonie
- Coast-Salish-Indianer:
- Spirit-Dance-Zeremonie; der Patient wird in einen Zustand des veränderten
Bewußtseins versetzt, indem er seinen Helfer-Geist und sein Lied findet.
- Beteiligt sind Familien und andere Stammesmitglieder.
S. 20)
- Robert Lake, ein Seneca-Cherokee-Indianer, Professor an der Humboldt State
University und gleichzeitig traditioneller Schamane
- Indianer kennen die scharfe Trennung zwischen körperlichen und seelischen
Krankheiten der "westlichen" Welt nicht!
S. 21)
Stellung des Schamanen
- Als Heilkundiger genießt er eine gewisse Sonderstellung.
- Menschen in Notsituationen treten an ihn heran.
- haben Verbindung zu "überirdischen" Kräften
- Vermittlerfunktion zwischen Menschen und Göttern
- Verleitet dazu, ihre Macht zu bösen Zwecken zu mißbrauchen.
Schamane und Psychiater
S. 22)
- Indianer sollten nicht gezwungen werden, sich zwischen "modernen westlichen"
therapeutischen Möglichkeiten und den traditionellen Heilungsriten zu entscheiden.
Beide Richtungen sind vereinbar und sollten kombiniert werden.
- Psychische Probleme sind untrennbar von der besonderen soziokulturellen Situation der Indianer.
- Fördert das Verständnis füreinander.
- Einsatz von Indianern als medizinische Therapeuten.
S. 23)
Indianer und Psychiater
Die Anfänge
S. 25)
Psychiatrische Versorgung in den Reservaten
S. 26)
- Auf vielen Reservaten gibt es keine oder nur eine ungenügende psychiatrische Versorgung.
- Auftauchende psychische Erkrankungen werden oft überhaupt nicht beachtet, oder der
Patient in eine entfernte psychiatrische Klinik gebracht und nur mit Medikamenten behandelt.
Der Indianer ist in der psychiatrischen Klinik nicht von Menschen seines täglichen Lebens
umgeben, so dass der therapeutische Effekt recht zweifelhaft ist.
Ist es wünschenswert und ethisch vertretbar einem Volk mit anderen Traditionen und einer
anderen Vorstellungswelt, das eigene, nur im eigenen Kulturkreis erprobte "und selbst dort
umstrittene" medizinische und psychiatrische Modell aufzudrängen?
Sind die "westlichen" Lösungsvorschläge überhaupt auf Indianer
übertragbar und erfolgversprechend?
S. 27)
Psychiatrische Versorgung in den Städten
- 40 % aller Indianer leben in Städten und machen weniger als 1 % der städtischen
Bevölkerung aus.
- Indianer haben nicht die Wahl zwischen Psychiater und Schamanen, sondern können nur
bei "westlichen" Psychiatern Hilfe suchen, welche sich nach "westlichen" Bedürfnissen
orientiert.
- Indianer haben deshalb Schwierigkeiten, dort tatsächlich Hilfe zu finden.
- Indianer sollten deshalb selbst die Gestaltung der Programme bestimmen können.
- Bestätigt wird das Wissen über die Hintergründe indianischer psychischer Erkrankung.
- Probleme einer Minderheit und Schwierigkeiten einer sozialen Unterschicht, dabei sind
besonders die kulturellen Unterschiede zu berücksichtigen.
Probleme der Eingliederung sind:
- Einstellung zur Zeit
- Eigentum und Ausdrücken von Ärger
S. 28)
- Die Zeit wird menschlichen Zwecken untergeordnet.
- Das führt zu Problemen beim pünktlichen Beginn am Arbeitsplatz und psychotherapeutischen Stunden
- Der Psychiater muss sein festes Zeitschema ändern.
Eigentumsbegriff:
- verpflichtet zum Teilen
- Es ist nicht erlaubt, offen Ärger auszudrücken.
S. 29)
Der Psychiater aus der Sicht des Indianers
- Das Verhältnis ist ambivalent.
- Auf Reservationen wird der Psychiater mit Vorbehalt betrachtet.
"The white man has two ways of getting rid of Indians who made trouble for him:
He put them in prison or in mental hospital.
Stay away from the mental hospital!
If you go to prison you always know how much time you have to do;
but you never know when they will let you out of the mental hospital!"
- Vertrauen hängt von der Aufgeschlossenheit, dem Einfühlungsvermögen in die indianische
Lebensweise und Kenntnisse der indianischen Bräuche ab.
S. 30)
Zu neuen Zielen
- Bereitschaft des Psychiaters den Indianer anzuerkennen.
- Es müssen traditionelle Heilungsmethoden berücksichtigt werden.
- Psychiatrische Dienstleistungen müssen auf Indianer selbst übertragen werden.
S. 31)
Psychiatrische Morbidität und Akkulturation
Definition und Beschreibung des Begriffes Akkulturation
- Bedeutet Angleichung von amerikanischer und indianischer Lebensweise, wobei die
Bewegungsrichtung klar sein dürfte.
- Indianer werden gezwungen, ihre traditionelle Weise der Lebenssicherung aufzugeben.
- Ein Nebeneinanderleben der Siedler im Osten und der Indianer im Westen wurde unmöglich.
- Indianer sind gezwungen neue Existenzformen zu finden.
S. 32)
Formen der Akkulturation
- Schulen
- Indianerkinder in Internate - Konflikt
- Religion
S. 33)
Indianer im Akkulturationsprozeß
- Dynamischer Nativismus
- Nativistischer Protest (Ghost Dances)
- Passiver Nativismus
Passive Gewöhnung, gleichgültige Anpassung an die dominierende Kultur.
- Reformativer Nativismus
- Bewußter Versuch einer Synthese von traditionellen und "westlichen" Kulturelementen.
S. 34)
Allgemeine Folgen der Akkulturation
- Niedriges Selbstwertgefühl
- Identitätsprobleme
S. 35)
Psychische Folgen der Akkulturation
S. 36)
- Alkoholismus
- Alkoholrausch reduziert Aggressionen(?)
- Verlust männlicher Prestigemöglichkeiten
- Suizid
- Zunahme
- Hin- und Hergerissenwerden zwischen zwei Kulturen führt zur Frustration und
inneren Gespaltensein.
- Lebensbedingungen durch Akkulturation
S. 37)
- Persönlichkeitsstörungen
S. 38)
Die Zukunft der Akkulturation
"We Indians have a more human philosophy of life."
- Entstehung neuer indianischer Identität
- Viele Indianer pendeln noch immer zwischen zwei Gesellschaftsformen.
- Indianer landen im Gefängnis oder psychiatrischen Kliniken.
- Indianer begehen Suizid.
Don Rodgers, Psychiater in Winnipeg
Gruppe, welche auf indianische Werte und Traditionen zurückgreift, hat geringere psychische
Schwierigkeiten.
S. 46)
Systematische Darstellung der psychiatrischen Morbidität
- entstammen dem "westlichen" Schema DSM III und des "westlichen" Blickwinkels.
- Indianer haben andere Theorien über Ätiologie, Einteilung und Therapie über
Erkrankungen!
Emotionelle Störungen
- Neurosen und psychosomatische Störungen
Die Notizen sind unvollständig!
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